+++ Nie wieder Parker-Punkte? Der "Weinpapst" ist abgetreten - was bedeutet das für die Weinwelt? +++ Warum die Spätfolgen besonders Bordeaux hart treffen könnten! +++ Wofür steht Bordeaux und wo will es hin? Ein Blick in die Vergangenheit und die Zukunft! +++Warum Bordeaux gerade jetzt spannend ist wie kaum zuvor! +++
Lehnen Sie sich entspannt zurück und nehmen Sie sich am besten ein gutes Glas Wein zur Hand. Was jetzt folgt, ist eine kleine, feine und spannende Geschichts-Stunde zum Thema Bordeaux mit einigen wissenswerten Fan-Facts, mit denen Sie im Familienkreis bestimmt punkten und glänzen können.
Liebe Weinfreunde,
ein Erdbeben hat sich in der Weinwelt ereignet. Eine Nachricht erschütterte die Welt und ließ sie international hellhörig werden. Ja, so manche Unterlippe begann sogar sorgenvoll zu zittern und nicht wenige Sorgenfalten gruben sich tiefer und tiefer in manche Gesichter. Das Erdbeben ereignete sich aber nicht erst dieser Tage. Sondern schon 2012. Aber die Spätfolgen könnten heute, im Corona-Jahr 2020, einige Weinregionen bis ins Mark empfindlich treffen.
Robert Parker ist zurückgetreten!
Robert - wer? Ja, auch wenn die meisten Wein-Trinker so tun, als müßte man diesen Namen unbedingt kennen: nicht jeder kann ihn direkt zuordnen. Nennen wir ihn einfach mal den "Weinpapst", den Parker-Punkte-König, den Weinkritiker himself. Und jetzt klingelt es bei vielen. Seine Punkte findet man als Erwähnung bei vielen Weinen, sie leuchten als Medaille auf den Flaschen, werden in Werbeblättern und Weinzeitschriften deutlich herausgestellt. Ok, soweit so gut - aber warum ist das jetzt ein Drama? Und wovon ist er eigentlich zurückgetreten?
Wer ist Robert Parker eigentlich und warum ist er so wichtig für die Weinwelt?
Robert Parker ist Amerikaner. Und er liebt Wein. Deshalb trank er auch so einiges davon. Bevorzugt Bordeaux, Bourgogne und kalifornische Weine. Und er schrieb darüber. Er schrieb so gut, dass seine publizierten Texte auf der ganzen Welt gelesen wurden und Anerkennung fanden. Irgendwann legte sich Robert Parker als Hilfestellung für seine Leser ein 100-Punkte-Raster zurecht. Er beurteilte die Elemente eines Weins und vergab dann dem Gesamteindruck des Wein-Charakters seine persönliche Punkt-Zahl. Diese Parkerpunkte wurden zu einer Zeit, in der weder Internet noch Weinkritiken und Punkteskalen so verbreitet waren wie heute (quasi jeder Discounter hat heute sein eigenes Punkte-Ranking festgelegt und seine Weine entsprechend (wohlwollend) bewertet).
Als dann auch noch die Nachfrage nach Weinen stieg, die Parker als sehr gut befand und entsprechend hoch mit Punkten adelte, wurde sein Parker-Punkte-System auch wirtschaftlich immer interessanter. Die Preise für Flaschen, besonders im Bordeaux-Gebiet spiegelten immer häufiger die Höhe der Parker-Punkte wider. Mit anderen Worten: ein einfach Grand Cru auf dem Etikett, das wertstellungstechnisch schon der höchste Ritterschlag eines Bordeaux-Wein darstellte, reichte offenbar nicht mehr aus. Die Parkerpunkte wurden zu einem echten Verkaufsargument.
Nun schrieb Robert Parker seine Kritiken nicht nur auf seiner Ranch in Kalifornien. Er war unter anderem Chefredakteur des WineAdvocat. Diese journalistische Institution war und ist ein Versammlungsort internationaler Weinkritiker, die Robert Parker in dem Bestreben nacheiferten, große Qualitäten in der Weinwelt zu finden und dies transparent mittels Punkte dem Konsument zu vermitteln. Diesen Posten gab Robert Parker 2012 ab. Ihm folgte Lisa Perotti Brown als Master of Wine auf die Stelle der Chefredakteurin. Zusammen mit Persönlichkeiten wie Antonio Galloni führt sie sein Werk fort. Robert Parker schrieb aber weiterhin für den WineAdvocat, konzentrierte sich aber mehr auf seine Lieblingsweinregionen: Bordeaux und Kalifornien. 2017 war es dann aber schließlich soweit: in diesem Jahr vergab er zum letzten Mal selbstständig und aus eigener Feder Parker-Punkte. Und 2019 setzte er sich dann vollständig zur Ruhe - mit 71 Jahren und dem Bewusstsein, die Weinwelt wie kaum eine andere Person nachdrücklich geprägt zu haben.
Wird es jetzt nie wieder Parker-Punkte geben?
Oh doch, natürlich! Nur eben nicht vom Weinpapst selbst. Der Kreis ausgesuchter Jünger, die er im Laufe der Zeit um sich beim WineAdvocat versammelt hatte, führen seine Bewertungen fort. Seit kurzem sitzt nun auch ein Deutscher in diesem Kreis, der den Bereich von Weinen aus Deutschland und Österreich im Auge behält. Das ist in sofern eine Randnotiz wert, weil erstens vorher kein Deutscher dazugehörte. Und zweitens weil Robert Parker kein großer Freund der deutschen Weine war - wie es heute ist, kann an dieser Stelle schlecht beurteilt werden. 1997 erschien ein Buch über die Weinwelt von Robert Parker. Dicker als die Bibel, über 1000 Seiten klein geschriebene Lektüre über Weine, Weingüter und Weinregionen dieser Welt. Auch Deutschland findet darin Erwähnung - auf 7 Seiten. Im Vergleich: über Österreich füllte er 12 Seiten. Die Beurteilungen der "limonadigen" Weine waren nicht gerade Lobeshymnen. Ganz im Gegenteil. Aber wer ist schon Robert Parker. Schließlich weiß doch jeder Weintrinker hier in Deutschland, wie gut die Weine aus unserem schönen Land sind ... oder?!?
Die Zeit nach Robert Parker ...
Nach Bekanntgabe seines Rücktritts beobachtete man neugierig den Weinmarkt und suchte nach Auswirkungen. Aber tatsächlich wurde die Nachricht allen Anscheins nach eher gelassen aufgenommen und verarbeitet. Parker macht´s nicht mehr? Ok, aber seine Leute machen ja weiter. - Ist es wirklich so einfach? Werfen wir einen Blick in ein paar Weinregionen. Spanien und Übersee haben in der Vergangenheit zwar von Parker-Punkten profitieren können, sie aber seltener als ein dominantes Argument genutzt und herausgestellt. Die Gewichtung lag und liegt in diesen Ländern weniger auf marketingverwendbaren Punkten aus Kalifornien. Die größten Weine aus Spanien nutzten Parker als Randnotiz, quasi als letzten Schubser, wenn es darum ging, die wertvollen und seltenen Flaschen zu verkaufen. Aber diese Weingüter hatten meist schon ihre Abnehmer, die auf die Stilistik, den Charakter und die Seltenheit von Vega Sicilia und Co. mehr Wert legten als auf andere Dinge. Außerdem gibt es mit dem Guia Penin die ganz eigene, spanische Bewertungs-Punkte-Orgie.
Italien hatte seine ganz eigenen, großen Persönlichkeiten wie den bekannten Weinkritiker Luca Maroni. Und vor allem das Buch Gambero Rosso, die "italienische Weinbibel", die sich nur mit italienischen Weinen befasst und Weine von drei bis fünfhundert Weine mit eins bis drei Gläser bewertet, genießt in Italien und unter internationalen Liebhabern italienischer Weine einen sehr hohen Stellenwert.
Und Deutschland? Ach, wir haben doch unsere großen Gewächse, unsere ersten Lagen, unsere Topweine in der deutschen Weinpyramide, die ja jeder kennt und die jeder versteht ... ok, anderes Thema. Über das Selbst-Verständnis der Deutschen, endlich Qualitätskriterien festzulegen, die nicht nur im Ausland sondern auch im eigenen Land glasklar verstanden werden, wird gerade heiß und innig diskutiert und der Ausgang ist völlig ungewiss. Wir reden am besten an einem anderen Tag darüber. Deutsche Weine sind lecker und großartig, so einfach ist das, mehr muß man einfach nicht wissen. Basta.
In Frankreich laufen die Uhren anders ...
Und Frankreich? Tja, hier laufen die Uhren in einem anderen Tempo. Sprich etwas langsamer. Das Bourgogne fesselte seine Fans schon damit, dass die durch die vielfältige Parzellen-Aufteilung und den daraus resultierenden vielfältig vorhandenen Grand Crus und Premier Crus den Überblick behalten mußten - ein Blick auf Parkerpunkte blieb da kaum. Und war auch kaum nötig. Bourgogne-Liebhaber trinken diese Weine aus einem einzigen Grund: weil sie Bourgogne-Wein lieben. Und Pinot Noir. Und damit für Verkaufsargumente, Wein aus anderen Gebieten der Welt zu kaufen, fast immun sind. Werfen wir einen Blick auf das große Bordeaux. Dort sollte das doch kaum eine Rolle spielen. Schließlich leben diese Weine von ihrer Tradition und dem hohen Ansehen des Grand Cru Classé - oder?!
Aber genau hier, im renommierten und hoch angesehenen Bordeaux, begann genau im Jahr 2020 das große Zittern. Um aber die Gesamtheit der Umstände noch besser verstehen und einsortieren zu können, müssen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit werfen.
Eine wichtige Jahreszahl für Bordeaux und die Grand Cru Classé: 1855!
Wir schreiben das Jahr 1855. Die großen Weine des Bordeaux wurden schon seit Jahren in alle Welt exportiert. Bordeaux war international bekannt und geachtet. Nur am Rande: erst 50 jahre später sollte in Spanien der erste Wein abgefüllt werden, der für den Export bestimmt war. Soviel im Vergleich der Weingeschichte Bordeaux zu Spanien und dem einfach Grund, warum die recht "junge" Weinregion Spanien sehr viel liberaler, offener und spannender in der Zukunft sein wird. Aber zurück zu Bordeaux und seinen großartigen Gewächsen.
Sie verkauften sich gut und galten als die Besten, aber eine offizielle Rangfolge gab es bis dato nicht. Napoleon der Dritte hatte die glorreiche Idee, anläßlich der Weltausstellung in Paris im Jahre 1855 genau das zu schaffen: eine Klassifizierung der großen Gewächse. Die Weine verkauften sich gut, also mußten sie demzufolge logischerweise auch sehr gut sein in der Qualität. Er legte daraufhin fünf Klassen fest, die Grand Cru Classé. Von der Première Grand Cru, sprich der ersten und höchsten, bis zur fünften Grand Cru wurden sie nach Renommé(!) und ihrem Ansehen/Verkaufserfolg einsortiert. Offiziell sollte das zwar nie eine Abstufung bedeuten. Die fünf Grand Cru KLassen sollten immer als Ganzes betrachtet für die hohe Qualität der Weine aus Bordeaux stehen.
Wenn da nicht eine unschuldige, aber umso verhängnisvollere Liebesgeschichte dazwischen gekommen wäre ...
Genau die verhinderte nämlich den Einzug des berühmten Mouton Rothschild in die oberste Klasse der Champions League der Bordeaux-Weine. Man erzählt sich hinter vorgehaltener Hand, dass es eine Liebschaft zwischen den ungestümen jugendlichen Sprösslingen von Château Mouton und Château Margaux gegeben habe. Die war den Adligen aus dem Haus Margaux schlichtweg ein Dorn im Auge. Die Liebschaft hatte zu enden, oder es würde ernste Konsequenzen geben. Eine Verbindung der beiden Häuser Margaux und Mouton durch eine leidenschaftliche Affäre von Kindern durfte es aus ihrer Sicht einfach nicht geben. Es ist nicht überliefert, ob es letztendlich an Entscheidungskraft, dem Mangel an angedrohten Konsequenzen oder Durchsetzungskraft fehlte - oder ob Mouton das Auftreten und die Drohgebärde schlicht unmöglich fand und sie ignoriert hatte. Aber die Folgen waren immens: Mouton Rothschild wurde in die dritte Grand Cru KLasse einsortiert und sollte den langen und mühsamen Kampf erst 1978 mit der Korrektur und dem Aufstieg in die Premier Grand Cru schaffen. Das war denn auch gleich die erste und bis dato einzige Änderung des Grand Cru-Classement seit 1855 bis heute.
Wie St.-Émilion maßgeblich den Schubser in Richtung Cru Bourgeios-Klasse gab - hätten Sie es gewusst?
Diese Geschichte zeigt die Wertschätzung des Grand Cru-Status, auf den die nachfolgenden Generationen der jeweiligen Häuser mit jedem Jahrgang mit Stolz verweisen. Das Gebiet des Saint Émilion war letztenendes wegen seines Grand-Cru-Status und den auf dem Markt in größeren Mengen verfügbaren und durchaus bezahlbaren Preisen so auf dem Markt gefragt, dass es Anfang des 19. Jahrhunderts dazu gezwungen war, seine strenge Traubenselektion langsam aber stetig weich werden zu lassen. Schließlich wurde irgendwann fast alles abgeerntet und in Wein verwandelt, was auch nur irgendwie möglich war, um die stetig steigende Nachfrage zu befriedigen. Es kam wie es kommen mußte: die Qualtität bei den günstigeren Saint Émilion-Weinen sank deutlich - und ebnete den Weg für viele Weingüter, die es 1855 noch nicht gegeben hatte oder die einfach nicht in die Grand Cru-Klassen aufgenommen worden waren, in ihrer Forderung nach einer eigenen Qualifikation. Auf dem Höhepunkt dieser pikanten Angelegenheit und mit dem Finger auf Saint Émilion zeigend mit dem Statement: "Das können wir besser - und sind keine Grand Cru´s" war es dann schließlich soweit: die Schaffung der Klassifikation "Cru Bourgeios".
Von der Vergangenheit zur Zukunft: Robert Parkers Bedeutung für Bordeaux und die neusten Jahrgänge
Warum das hier alles wie in einer kleinen Geschichtsstunde wichtig ist? Nun, wie bei allen großen Ereignissen, Personen und folgenden Umständen sind es immer die Rahmenbedingungen, die als Nährboden fungieren und die den Ausschlag geben können für alles, was dann kommt. Oder in diesem Fall besser gesagt: wer kommt! Robert Parker war schon immer ein Liebhaber der Bordeaux-Weine. Und mit seinem steigenden Bekanntheitsgrad wurde auch seine Vorliebe für das eine oder andere Château deutlich. Jeder hat eben seinen ganz eigenen Geschmack. Ein Robert Parker ist davon auch nicht ausgenommen. Und auch wenn er höchst professionell allen (Bordeaux-)Weinen die gleichen Chancen bei seinem 100 Punkte Ranking eingeräumt hat, wurde über die Jahre ein leichter Ausschlag in die eine oder andere Richtung trotzdem erkennbar.
Ein Château-Besitzer konnte also schon im Vorfeld in Abhängigkeit von Klima des Jahrgangs, Ausbau und Charakter seines Weins ziemlich präzise Vermutungen und Spekulationen darüber anstellen, wie sehr sein Rotwein in der Gunst des Robert Parker steigen könnte. Alles addiert trieb das Ganze solche Blüten, dass es immens steigende Preise von einem zum anderen Jahrgang in Abhängigkeit von Flaschenzahl pro Jahrgang im Verhältnis zur erreichten Punktzahl gab. Nachverkostungen und Punktkorrekturen waren in den letzten Jahren sogar immer häufiger anzutreffen - und sogar 100-Punkte Weine gab es plötzlich zu bestaunen. Man kann also ohne weitere Umschweife festhalten, dass Robert Parker eine sehr wichtige Person für Bordeaux war. Kaum eine andere Region der Welt konnte nach Bekanntgabe der Parker-Punkte die Preise so steigern und gestalten wie Bordeaux.
Und nun ist Robert Parker zurückgetreten!
Gut, werden Sie jetzt sagen, wie anfangs erwähnt gibt es ja die Gruppe an Wein-Profis, die mit Robert Parker zusammen an den Punkten gearbeitet hat, gewissermaßen "vom Meister gelernt haben" und ihm in seinem Bestreben und dem eingeschlagenen Weg nacheifern und ihn fortführen möchten. Aber die Frage, die sich heute bei den Parker-Punkten auf den Flaschen ergibt, ist die, ob es sich noch um Parker-Punkte im Sinne und nach dem Geschmack des Robert Parkers handelt oder nicht. Denn natürlich hat auch die neue Jury ihren ganz eigenen Geschmack und sensiblen Gaumen. Jeder trinkt Wein anders. Jedem schmeckt Wein ein bißchen anders. Jeder legt für Wein andere Prioritäten in Sachen Geschmack und Charakter. Und viele, die von sich behaupteten, dass ihr Geschmack dem des großen Robert Parkers ähneln würde, z. B. weil sie noch nie bei einem Wein mit 95+ Parker-Punkte entäuscht gewesen seien, werden jetzt langsam skeptisch und mißtrauisch. Eine Orientierung fehlt. Denn das war die Person Robert Parker auf alle Fälle. Und für kaum eine andere Region so stark - wie für Bordeaux. Doch während in anderen Weinländern die ersten - neuen - Parkerpunkte schon auf den Flaschen zu sehen sind und (fast) keinem weh tun, kommen die Bordeaux-Weine wegen ihres Ausbaus immer erst mit etwas mehr als zwei Jahre nach dem Erntejahr in den Handel. Das heißt, dass es schon beim 2018er Jahrgang die neuen Parker-Punkte geben wird - und schon jetzt ist in den Suskriptionen ein bis zu 35% niedrigeres Preisniveau zu erkennen. Alles Zufall?
Bordeaux! Corona! Keine Vor-Verkostungen und Suskriptionen!
Aber heute ist 2020. Das Corona-Jahr. Und über all die Dinge hinaus, über die wir jetzt schon gesprochen haben, breitet sich in diesem Jahr ein dunkles Tuch über Bordeaux aus. Und jetzt wird auch klar werden, warum wir all diese geschichtlichen Details um Bordeaux und Robert Parker zuerst ansprechen mussten. 2020 fand wegen der besonderen Umständen eine höchst wichtige Veranstaltung in Bordeaux nicht statt: der Suskriptions-Verkauf des Jungweins. Ein ganz wichtiges Geschäft. Erste Einschätzungen - von Weinprofis, Wein-Journalisten und Weinkritikern - geben einen ersten Ausschlag dafür, wo die (geschmackliche und qualitative) Reise des Bordeaux-Weins hingeht. Sind die Lobpreisungen und die eventuell zu erwartenden Bewertungen hoch, läßt sich der Wein bei diesem Event zu guten (höheren) Preisen an Händler und Sammler verkaufen.
Dieser Verkauf fehlte dieses Jahr komplett - also noch eine Orientierungshilfe weniger, die Bordeaux nutzen könnte. Nicht nur, dass bei diesem Event ungefähr ein Drittel des Weins gleich verkauft wurde und auch entsprechend das Geld nicht so floss wie sonst. Bordeaux ist nun gezwungen, relativ blind die bisherigen Käuferschichten zu umgarnen, auf dass sie wieder Bordeaux kaufen - auch wenn Robert Parker selbst die Punkte nicht mehr vergibt und keine Suskription eine Marschrichtung vorgibt. Gleichzeitig muß Bordeaux jetzt zwingend auch den Spagat zu den jungen Käufern finden.
Denn einerseits werden auch die ursprünglichen und langjährigen Bordeaux-Trinker irgendwann einmal einfach älter. Das kann zur Folge haben, dass die konsumierte Menge zurückgeht, aus gesundheitlichen Gründen kein Alkohol mehr getrunken werden darf, die Lagermöglichkeiten durch den Wechsel des Wohnraums nicht mehr vorhanden sind oder sich einfach der Geschmack verändert. Der asiatische und russische Markt spezialisierte sich in den letzten Jahren mehr und mehr auf die Premium-Bordeaux-Weine zur Geldanlage: kaufen und mit Gewinn verkaufen. Konsumiert wurde da vergleichsweise wenig. Bleiben die jetzt folgenden Generationen von Weinkonsumenten.
Aber die setzen dummerweise ganz andere Prioritäten im Weineinkauf als die üblichen Bordeaux-Käufer. Und Lagermöglichkeiten sind bei vielen Konsumenten heute nicht so gegeben wie früher - und die Notwendigkeit einer Lagerung bis zum Trinkgenuss ist auch nicht mehr so gewünscht wie früher! Die Konsumenten von heute trinken Wein ganz anders - und für viele steht Bordeaux schlicht und einfach mehr für Säure, Tannine, trockene und erdige Weine als zum Beispiel der allseits beliebte und unkomplizierte Primitivo. Bordeaux steht also ein wahrer Kraftakt und ein neuer Selbst(er)findungs-Kurs bevor.
Dabei sind gerade die modernen Bordeaux-Weine ganz anders, als man es erwarten würde. Und gerade in den kleinen und mittleren Preislagen hat sich sehr viel getan, für dass es sich lohnt, auf Bordeaux wieder neugierig sein zu dürfen und sich mit Spannung auf ein kleines, geschmackliches Abenteuer einzulassen. Gerade bei Jacovin merken wir ganz oft, dass unsere Kunden - darunter Profis, Einsteiger oder Newcomer - geradezu verblüfft und begeistert sind, wenn es um Geschmack und Qualität unserer Bordeaux-Weine geht. Auch hier gilt: guter Wein muß nicht teuer sein. Behutsam mit Fingerspitzengefühl an das Thema herangeführt können sich aber ungeahnte Geschmacks-Erlebniss ergeben, die wieder Freude an Bordeaux aufkommen lassen - und das sogar völlig ohne Parker-Punkte und Grand Cru-Stempel.
Pomerol, Margaux, St. Émilion, St. Éstephe, Pauillac, Médoc - neben den Top-Gebieten findet bei uns jeder "seinen persönlichen" Bordeaux - und das schon ab ca. 7,- € für einen richtig guten Bordeaux Supérieur.
Unsere Top-Empfehlungen:
Château Bois de Favereau Bordeaux Supérieur: schon lange ein beliebter Wein bei uns, der mit elegantem Schnitt zeigt, wie harmonisch Bordeaux für ganz kleines Geld schmecken kann. Keine Ecken, keine Kanten, angenehm trocken mit feinem Fruchtzug und Seidigkeit.
Château Carbonneau Sequoia: die Überraschung des Jahres! Verkostet nach einem Tasting mit gut gereiften Epsilon-Hermitage Weinen der Jahrgänge 2004, 2005 und 2006. Eigentlich kann ein kleiner Bordeaux von gerade mal knapp mehr als 10,- € Laden-Preis kaum dagegen angehen. Dachten wir. Samtig weich, mittelschwer mit betörender Dichte, fast schon ein Hauch Kaffee unter der weichen, dunklen Frucht. Er bleibt rund. Er bleibt weich. Er bleibt - großartig! Selten so eine Qualität in dieser Preislage gefunden.
Château Louvie St. Émilion Grand Cru: ein samtig-eleganter Rotwein mit 80% Merlot. Ideal zum Kamin-Abend, zu Wild und Gulasch. Hier lebt das Bordeaux in seiner klassischen Natur. Für rund 15,- € ein feines Stöffchen mit harmonischem Schnitt.
Château Haut Condissas Médoc Prestige: selten verbinden sich Geschmeidigkeit, edle Nuancen und feine Seidigkeit zu wundervoll harmonisch in sich wie in diesem großartigen Bordeaux. Tiefe, Frucht, weicher Kern, sanfte Säure, umschmeichelnde Tannine, noble Züge am Gaumen - so ein Tropfen kostet ein bißchen mehr: knapp über 40,- € je Flasche muß man investieren, wird aber auf großzügigste Art belohnt.
Es gäbe noch viel mehr Weine zu nennen wie den selten La Fleur Pétrus, Cos d´Estournel, Château Boutisse oder den 100%igen Merlot "Pur" ohne angereicherte Sulfite. Wir empfehlen Ihnen, hier einen Blick auf unsere Auswahl zu werfen, hier klicken. Weihnachten ist ja nicht mehr weit weg und diese Weine sind großartig für Kamin- und Couch-Abende geeignet. Oder als Geschenk. gerade dieses Jahr, das alles andere als gewöhnlich war, hat jeder von uns Menschen in seinem Umkreis, denen man einfach etwas Gutes tun möchte, denen man eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen möchte - oder bei denen man sich einfach einmal bedanken möchte. Sei es der Nachbar, der den Einkauf erledigt hat. Der Paketdienst, der dieses Jahr übermenschliches vollbracht hat. Die Krankenschwester oder der Arzt, bei dem man in guten Händen war. Sagen Sie einfach einmal "Danke" - mit einer Flasche Bordeaux, die für Wertschätzung, Qualität, Verbundenheit und Tradition ebenso steht wie für einen guten Geschmack und einen bleibenden Eindruck.
Mit den besten Wünschen für eine schöne Zeit,
Ihr Team von Jacovin Weinhandel
Sandra Schuler, Klaus Wittling, Michael Petruck