Was kostet eine gute Flasche Wein?

Liebe Weinfreunde,

wieviel geben Sie (gerne) im Durchschnitt für eine Flasche Wein aus? Eher fünf Euro, zehn Euro oder sogar mehr? Gut, Sie haben jetzt einen Wert für sich ermittelt - aber was schätzen Sie denn, was man in Deutschland im Durchschnitt für eine Flasche Wein bezahlt? Also der Wert aller in Deutschland verkauften Flaschen, gleich welcher Herkunft, geteilt durch die Anzahl der Flaschen. Ob Sie richtig liegen, erfahren Sie gleich.

 

Der Wein-Konsum verändert sich!

Es gibt in Sachen Weinkonsum eindeutige Trends, die auf dem Markt immer mehr an Fahrt gewinnen. So werden Weißweine immer beliebter. Rotwein fällt leicht zurück, Rosé steigt in der Gunst. Außerdem sind deutsche Weine neben den italienischen Weinen absolut gefragt. Wichtig ist oft ein "easy drinking" Erlebnis. Unkomplizierte Weine mit Fruchtigkeit & wenig Säure landen schneller im Einkaufskorb.

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Kommen wir wieder zum Durchschnittspreis für eine Flasche Wein, den wir Deutschen auzugeben bereit sind. Die gute Nachricht: er ist gestiegen. Schon wieder. Und das, obwohl der Weinkonsum in Deutschland leicht rückläufig war. Um an dieser Stelle mal eine Zahl zu nennen: Spitzenreiter in Sachen Weinkonsum pro Jahr ist Baden-Württemberg mit fast 27 Liter pro Kopf.
Und der Preis pro Flasche? Jetzt lüften wir das Geheimnis. Denn viele glauben, der Durchschnittspreis läge bei sieben oder zehn Euro. Schließlich gibt es ja sehr viele sehr teure Weine, und im Fachhandel kostet der Wein "gefühlt" ohnehin immer ein bisschen mehr (wie man sich doch täuschen kann!). Tatsächlich kommen wir aber nur auf einen Wert von sagenhaften 3,78 € pro Liter Wein. Für Weine aus deutschen Regionen lag der Durchschnittspreis sogar leicht höher mit beachtlichen 3,83 €. Wohlbemerkt: pro Liter Wein. Auf eine 0,75l-Flasche macht das einen Preis von 2,84 € bzw 2,88 €. 
Schockiert? Fun-Fact: im Jahr 2010 wies die Statistik noch einen Preis von 2,52 €/ Liter Wein aus. 

 

Wo wird mehr Wein verkauft?  Fachhandel oder Discounter?

Tatsächlich wird der Löwenanteil über die Discounter und den stationären Lebensmittelhandel verkauft. Die Gesamtmenge liegt zwischen 75 und 80% aller verkauften Flaschen. Besonders beim Discounter liegen die Preise gewohnt recht niedrig. Durch die großen Verkaufs-Mengen drückt das natürlich den eben genannten Durchschnittspreis erheblich. 

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Aber wie kommt es denn jetzt, dass ein Wein einerseits noch keine drei Euro kosten kann, während für einen Château Petrus knapp 2.000 € auf den Tisch gelegt werden müssen? 

Um diese Frage auch nur ansatzweise zu beantworten, müssen wir zunächst auf den Hauptpunkt der Kostenstruktur blicken: die Produktion. Es ist ganz klar: wird ein Wein von Hand gelesen, kostet das deutlich mehr, als wenn eine Maschine alles erntet, was am Rebstock hängt. Allein schon die Produktionsmenge ist miteintscheidend: produziert ein kleineres Weingut wie Laquai im Rheingau gerade mal ca. 120.000 Flaschen pro Jahr, sind es bei Ca Dei Frati in Italien schon knapp 1,7 Millionen Flaschen - und zählt in Italien trotzdem "nur" als mittelgroßer Betrieb. Der Qualitätsanspruch des Winzers entscheidet maßgeblich über den Preis des Endprodukts. denn jede Anstrengung und jeder Handschlag mehr, kostet bares Geld.

 

 

Jetzt heißt es "Luft holen" (oder ein Glas Wein), denn jetzt erklären wir das alles an einem praktischen Beispiel.

Nehmen wir einen Winzer aus dem Bolgheri in der Toskana. Der schneidet im Jahresverlauf noch lange vor der Haupternte mehrmals Trauben weg, die gesundheitlich angekratzt sind, anderen Trauben die Sonne nehmen oder verkümmern. Jede Traube weniger bedeutet, weniger Wein am Ende abfüllen zu können. Bei der Handlese erntet er nicht in großen 100kg-Körben, in denen sich die Trauben durch ihr Eigengewicht gegenseitig anquetschen, sondern er verwendet für seine handselektierten Trauben kleine 25kg-Körbe. Das ist mehr Aufwand und zeitaufwendiger, schützt aber Trauben und Aromen.


Die Trauben kommen schließlich nicht auf einen Hänger vom Traktor, sondern werden über ein ebenerdiges Förderband direkt in den Weinkeller transportiert. Ach ja: die Ernte findet natürlich nur früh morgens statt, damit die Trauben duirch die Wärme des Tages nicht unter Stress geraten. Im Weinkeller sind in den Boden(!) die großen Silos eingelassen; die Trauben werden also nicht über Spiralen nach oben befördert oder maschinell gepumpt. Nein, sie fallen über das Förderband in die Silos. Dort erst setzt jetzt die Quetschung der Trauben durch das Eigengewicht ein. Und nur dieser Saft wird unten abgefangen und weiter verarbeitet. Damit gewinnt er natürlich viel weniger Saft, den er zu Wein verarbeiten kann. Er verzichtet auf den Einsatz von Pressen, wodurch die Temperatur die Aromen angegriffen werden könnten oder durch das Zermahlen der Trauben auch Kerne zerkleinert werden, die später Aromen in den Wein bringen würden, die der Winzer für seinen Premiumwein gar nicht haben möchte.

 

Fass-Reife = höhere Qualität?

Da gibt es wirklich einen Zusammenhang. Nicht jeder Wein/jede Traube verträgt die Reife im Fass. Die Trauben müssen also eine gewisse Qualität vorweisen können, um durch die Fassreife an Aroma und Rundung gewinnen zu können. Dazu passend gibt es unterschiedliche Fass-Arten mit unterschiedlichen Eigenschaften.

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Kommen wir zu einem richtig großen Kostenfaktor: die Reifung im Holzfass. Ein so aufwendig vinifizierter Wein, wie oben beschrieben, gewinnt durch die Reifung im Holz noch an Charakter, Aroma und Ausdruck. Hier gibt es aber gleich mehrere Dinge zu berücksichtigen. Zunächst das Alter des Holzfasses. In der Regel gibt ein Fass innerhalb der ersten 6 Monate den größten Teil seiner Gerbstoffe an den Wein ab. Deshalb wechseln viele Top-Weingüter nach 6 Monaten das Fass; der Wein wird in ein anderes Fass umgepumpt, um weiter reifen zu können. Bei Weinen, die 24 Monate reifen, kommen so beträchtliche Kosten zusammen. Gerbstoff ist für lagerfähige Weine sehr wichtig. Gleichzeitig entfalten sich Aromastrukturen, die ohne die Fassreife nicht entstehen würden. Ältere Holzfässer geben keine oder deutlich weniger Gerbstoffe ab. Der Wein gewinnt hier an Abrundung, ohne Gerbstoffe zusätzlich aufzunehmen. Er wird häufig weicher und behält seine Frucht-Charakteristik. 

Der nächste Punkt ist die Größe des Fasses. Ein kleines, französisches Barrique fasst ca. 225 Liter und kostet ca. 600 € pro Stück. Es gibt aber auch große Fässer mit mehreren tausend Liter Inhalt. Warum ist das wichtig? Der Kontakt zum Wein ist in einem kleinen Holzfass verständlicherweise größer als in einem großen Fass. Damit ist der Wein im kleinen Fass vollauf damit beschäftigt, Gerbstoff aus dem Holz aufzunehmen - intensiver und aktiver als im großen Fass.

Weiter geht es mit der Art des Holzes. Über die Stärken des französischen Barriques haben wir schon gesprochen. Deshalb werden sie auch gerne im Bereich Bordeaux, Burgund oder auch für Brunello und Barolo eingesetzt. Weißeiche oder Amerikanische Eiche hat da ganz andere Vorteile. Die Poren im Luft sind größer als beim französischen Barrique. Das heißt, dass in der gleichen Zeit durch die großen Poren mehr Sauerstoff durch das Holz an den Wein dringen kann. Der Wein ist damit quasi "abgelenkt" und "beschäftigt" sich weniger mit den Gerbstoffen des Holzes. Damit kann der Wein leichter seine Fruchtaromatik erhalten; er schmeckt meist weniger nach Holz. Ganz nebenbei sei bemerkt, dass man vom Holz im Wein ohnehin kaum bis wenig schmeckt, wenn der Winzer sein Handwerk versteht. Die Fassreife bringt in dem Fall einen wesentlichen Teil zur hochwertigen Veredelung der Geschmackselemente des Weins mit sich und vervollständigt lediglich harmonisch das Gesamtbild. 

Generell ist klar: die Fassreife kostet Geld. Viel Geld. Und ein Wein, der im Fass reifen durfte, kostet immer mehr als ein Wein aus dem Stahltank-Ausbau!

 

Nachdem der Wein jetzt soweit "fertig" ist, braucht die Flasche natürlich noch einen Korken! Zwar setzt sich der Schraubverschluß mit all seinen Vorteilen immer mehr durch, aber die renommierten Premiumweine werden auch in den nächsten Jahrzehnten gewiss mit Korken abgefüllt. Aber: ein guter Korken kostet richtig Geld. Bis zu 1,25 € pro Stück! Mehr zum Thema Korken, Korkschmecker und Kosten von Korken gibt´s in unserem Beitrag im WeinBlog - hier klicken!

An dieser Stelle möchten wir das Ganze ein kleines bisschen abkürzen. Hohe Punktbewertungen, kleineGold und Silber lieb ich sehr…“ | wein.plus Wein-Magazin Erntemengen eines Jahrgangs, beliebte Weine mit hohem Ansehen und eine daraus resultierende hohe Nachfrage steigern den Preis natürlich auch. Hinzu kommen Transport- und Logistikkosten, die Kosten für Glas und Etiketten, Kleber und zu guter Letzt natürlich noch die Mehrwertsteuer. Und so kann man sich recht schnell ausrechnen, dass ein Wein für knapp drei Euro definitiv mit einem anderen Aufwand hergestellt wurde, als ein Wein für zehn Euro. Oder für fünfzig Euro. 


Eine Frage, die wir immer wieder gestellt bekommen: ist ein Wein wirklich 2.000 € wert? Einfache Antwort: wenn Konsumenten das Geld dafür ausgeben, dann ja! Aber selbst gemessen an den Produktionskosten ist ein solcher Wein mit soviel Handarbeit und Sorgfalt und in kleinsten Mengen hergestellt worden, dass die reinen Netto-Kosten schon so hoch sein dürften, dass manch einer von uns mindestens seinen ganzen Jahresverbrauch an Wein davon bezahlne könnte. 
Die Frage, was denn ein guter Wein letztenendes kosten darf, istdeshalb  auch eine Frage der perasönlichen Erwartungen. Man könnte sagen: "weniger als befürchtet, aber doch ein bisschen mehr als eigentlich erwartet".   

Viel wichtiger aber ist die folgende Frage ...

 

"Schmeckt man den Unterschied?"

Ja, den Unterschied zwischen einem Wein zu drei Euro und einem Wein zu zehn Euro schmeckt wirklich jeder! Die noch wichtigere Frage: schmeckt er mir dann auch um ein vielfaches besser? Und hier müssen wir sagen: nicht, wenn der Gaumen solche Weine nicht gewohnt ist. Wein zu trinken, Wein zu verstehen und Wein für sich in all seinem Facettenreichtum zu entdecken ist ein Lernprozess und unter anderem auch völlig abhängig von der persönlichen Vorstellung eines "guten Weins" Wir helfen bei der Auswahl und beim "Lernen" selbstverständlich immer wieder gerne. Vertrauen Sie einfach auf unsere Erfahrungen!

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Dieser Beitrag war Teil unseres Newsletters 01/2023. Weinliebhaber abonnieren unseren kostenlosen Newsletter mit regelmäßigen Aktionen, Specials und Rabatten nur für Abonenten.

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